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Text: Mina Conradty
Bild: Cathérine Conradty
Lesezeit: 6 Minuten

Interview mit Katja Brandis - Autorin der berühmten Woodwalkers-Buchreihe

Ein Interview von Mina Conradty

Die deutsche Bestsellerautorin Katja Brandis lebt im Großraum München und unterstützt seit vielen Jahren den LBV und unsere Arbeit. Brandis ist Verfasserin der erfolgreichen Jugendbuchreihe Woodwalkers. Seit Oktober läuft nun der erste Kinofilm – die Verfilmung des ersten Bandes. Im Mittelpunkt der Handlung seht Carag. Er sieht aus wie ein normaler Junge, doch in Wirklichkeit ist er ein Gestaltwandler. Er ist als Puma in der Wildnis aufgewachsen und lebt nun in seiner Jungengestalt in der Menschenwelt. Als Carag wird er in die Clearwater High aufgenommen, ein Internat für Gestaltwandler wie ihn. Dort freundet er sich mit Holly, einem frechen Rothörnchen, und Brandon, einem schüchternen Bison-Wandler, an. Im Laufe des Films müssen sich Carag  und seine Freunde fragen, wie weit sie gehen wollen, um die Natur zu schützen.

Katja Brandis leistet mit ihren Büchern einen wichtigen Beitrag dazu, dass sich Kinder in der Natur wohlfühlen. Das macht einen wichtigen Unterschied in der Entwicklung der Kinder. Deshalb empfiehlt die NAJU nicht nur diesen Film, sondern auch die Bücher von Katja Brandis.

Im November 2024 gab es eine Sonderaufführung des Films in Fürstenfeldbruck in Zusammenarbeit mit dem LBV Fürstenfeldbruck. Wildwuchs-Redakteurin Mina war vor Ort und durfte Katja Brandis interviewen. Als Überraschungsgast war bei dem Event auch Johan von Ehrlich, der junge Darsteller von Brandon, dem Bison.

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Mina: Hallo, mein Name ist Mina, und ich führe heute ein Interview mit Katja Brandies!
Katja: Ja, hallo! Ich freue mich schon darauf!
Mina: Gab es einen besonderen Moment, der Ihre Liebe zur Natur geweckt hat?
Katja: Ja, also, ich bin in einem kleinen Ort aufgewachsen, der von viel Natur umgeben war. Ich habe oft am Bach gespielt – das war fantastisch. Ich hatte eine richtige „Naturkindheit“. Ich habe Karten von dem Bach erstellt und Geschichten über ihn geschrieben. Fließgewässer mag ich immer noch sehr gern. Leider wurde später viel davon bebaut, und das war schwer zu ertragen. Deshalb wohne ich jetzt in Bayern, wo die Natur noch intensiver ist als in Hessen.
Ihr wohnt auch ein bisschen abseits, oder?
Mina: Ja, genau. Was Sie erzählen, erinnert mich an mein Zuhause. Wie schön – und wie traurig! Was wurde denn damals auf der Wiese mit dem Bach gebaut?
Katja: Hauptsächlich Wohnhäuser. Es gab eine Lücke zwischen dem Ort, dem Wald und freien Wiesen, und die wurde komplett geschlossen. Die zwei Orte sind quasi zusammengewachsen, und dort stehen jetzt nur noch diese Häuser. Natürlich brauchen Menschen Wohnraum, aber der Flächenfraß ist ein großes Problem.
Mina: Welche Botschaft wollen Sie in Ihren Woodwalkers-Romanen an Ihre Leser vermitteln?
Katja: In Woodwalkers erzählt Carag, ein junger Mensch-Tier-Wandler, die Geschichte aus der Sicht eines Tieres. Das bringt uns zum Nachdenken, wie wir Tiere eigentlich behandeln und wie seltsam unsere Welt ist, wenn man sie aus dieser Perspektive betrachtet. Vielleicht fragt man sich dann, ob wir Tiere nicht mit mehr Respekt behandeln könnten.
Mina: Was motiviert Sie, Umweltbotschaften in Ihren Geschichten zu vermitteln?
Katja: Ich liebe Tiere und die Natur und möchte das schützen, was ich liebe. Es ist schwer zu ertragen, wenn immer mehr Bäume gefällt werden und der Klimaschutz zurückgedreht wird. Also versuche ich, etwas entgegenzusetzen und zu sagen: "Macht was!" Auch als Kind kann man eine Menge tun, um mitzuhelfen, unseren Planeten zu schützen.
Mina: Welche Herausforderungen haben Sie, wenn Sie Umweltbotschaften in unterhaltsame Geschichten verpacken? Wie gelingt es Ihnen, die Botschaften so zu erzählen, dass man dabei nicht hoffnungslos wird?
Katja: Die Botschaft darf nicht zu vordergründig wirken. Erst einmal sollen die Bücher unterhalten und Freude bereiten, damit die Leser die Figuren ins Herz schließen. Wenn dann noch die Lust aufkommt, die Natur zu schützen – umso besser! Viele Leser entdecken durch die Geschichten Lieblingstiere, und befassen sich dadurch mehr mit Tieren und der Wildnis. Wie fühlt es sich wohl an, als Tier durch die Wildnis zu streifen? Das macht was mit einem.
Aber es gibt halt immer Leute, die sagen: „Ich will lieber ein schickes Auto fahren und viel Geld verdienen.“ Da sage ich: okay, aber was bringt das? Macht das glücklich? Ich freue mich, wenn ich Tiere beobachten kann. Das gibt mir wahnsinnig viel.
Mina: Haben Sie ein Lieblingstier?
Katja: Oh, da gibt es viele! Ich mag Raubkatzen wegen ihrer tollen Ausstrahlung, Greifvögel finde ich auch spannend, und Meerestiere haben es mir besonders angetan. Ich habe schon mit Delfinen und Walhaien geschwommen, und natürlich mag ich auch meine ganz normalen Hauskatzen.
Mina: Haben Sie schon erlebt, dass Ihre Geschichten Menschen dazu motivieren, sich für die Umwelt einzusetzen?
Katja: Ja, das habe ich tatsächlich. Das Thema Naturschutz steckt ja praktisch in all meinen Romanen. Nach Ruf der Tiefe wollten einige Leser Meeresbiologen werden, und nach Schatten des Dschungels, das den Regenwald thematisiert, haben einige beschlossen, sich für den Schutz des Regenwaldes einzusetzen. Ich bekomme viele Leserbriefe, in denen steht, dass sie jetzt mehr Lust haben, sich für den Naturschutz zu engagieren.
Mina: Welche Tipps haben Sie für junge Menschen, die sich im Naturschutz engagieren wollen?
Katja: Es gibt viele Möglichkeiten, sich zu engagieren, z. B. bei Organisationen wie der NAJU. Naturschutzverbände kümmern sich beispielsweise um Amphibien-Wanderwege, pflegen Biotope oder pflanzen Bäume in Streuobstwiesen. In so einem Verein kann man gut anfangen und bekommt das nötige Know-how. Man kann auch im Alltag darauf achten, weniger Einmal-Plastik zu verwenden, öfter Fahrrad zu fahren oder Wildnis-Kuschelecken im Garten stehen zu lassen, in denen Igel und Insekten ein Zuhause finden. Jeder kann seinen Beitrag leisten, und Umweltverbände sind eine gute Anlaufstelle.
Mina: Haben Sie einen Lieblingscharakter in Ihren Büchern, der sich besonders für den Naturschutz einsetzt?
Katja: Ja, das ist wohl Lou, die Wapiti-Wandlerin. Sie organisiert Demonstrationen und sammelt Unterschriften, wenn in Naturschutzgebieten etwas gebaut oder Bäume gefällt werden sollen. Lou ist die engagierteste Figur, wenn es um Umweltschutz geht.
Mina: Sind Woodwalker Menschen mit einer besonderen Begabung oder Tiere mit menschlicher Verwandtschaft? Wie sind sie entstanden?
Katja: Das ist eine interessante Frage. Ich glaube, sie sind eine Mischung aus beidem. Manche wachsen als Mensch auf und entdecken später ihre tierische Seite, und umgekehrt. Die Idee kam mir, als ich im Yellowstone-Nationalpark Tiere beobachtet habe. Ich fragte mich, was machen die Tiere, wenn wir nicht hinsehen? Haben die Tiere vielleicht Geheimnisse, die wir nicht erahnen? Und wenn ich in eine Menge Menschen schaue, frage ich mich manchmal: Vielleicht ist da ja ein Woodwalker unter ihnen? Wir werden es nicht erfahren, denn das Geheimnis muss ja gehütet werden!
Welches Tier würdest du wählen?
Mina: Ein Fuchs.
Katja: Füchse werden oft gejagt, obwohl das sinnlos ist. Ihr Fleisch wird nicht gegessen, und ihr Fell wird meist nicht genutzt. Das ist wirklich traurig. 
Mina: Es gibt Woodwalker, die bei ihrer Familie als Tier leben und spät erfahren, dass sie Menschengestalt haben. Es gibt auch solche, die als Mensch leben und nicht wissen, dass sie eine Tiergestalt haben. Ist das eine Entscheidung der Familie, wie sie leben? Überspringt das Woodwalker-Sein auch Generationen?
Katja: Ja, das kommt vor. Manche wachsen als Haustiere auf und kennen kein anderes Leben. Oder du lebst als Mensch und fühlst da etwas in dir. Aber wenn es dir niemand sagt, kommst du nicht auf die Idee, dich zu verwandeln. Irgendwann erfahren sie dann, dass sie Woodwalker sind. Um sich zu verwandeln, brauchen sie oft Unterstützung – jemand muss ihnen zeigen, wie es geht. Sonst ist das sehr schwierig. Jemand, der das spürt, sollte versuchen, eine Woodwalker-Schule zu besuchen.
Mina: Es gibt auch in Europa Woodwalker wie den Igelwandler Felix. Warum musste er in die USA? Gibt es in Europa keine Woodwalker-Schulen?
Katja: Ja, es gibt eine Schule in Südfrankreich und eine im Bayerischen Wald. Der Igel-Wandler Felix wollte aber zum Austausch in die USA, weil seine Helden Tikaani und Carag dort zur Schule gehen. Er hat von ihnen aus den Büchern erfahren. Jetzt ist er dort und kehrt danach zurück, um in Deutschland das Abitur zu machen.
Mina: Werden wir in zukünftigen Büchern mehr über europäische Woodwalker erfahren?
Katja: Auf jeden Fall! In Windwalkers gibt es einen Austausch mit der französischen Schule, und auch über die deutsche Schule werde ich schreiben.
Mina: Welche Tipps können Sie jungen Menschen geben, die Geschichten schreiben lernen möchten?
Katja: Überlegt euch vorher, worum es in der Geschichte gehen soll, damit ihr wisst, wie es weitergeht. Ich habe früher einfach so angefangen, habe vor mich hingeschrieben, und dann hatte ich ständig das Problem: Wie geht es denn weiter? Hätte ich mir das vorher überlegt, hätte ich mir viel Arbeit gespart.
Schreib die Handlung als kurze Zusammenfassung wie den Klappentext im Buch. Das ist dein Plan. Dann erstell ein Exposé: Schreib auf drei bis fünf Seiten die ganze Handlung. Schritt drei ist: entwickel die Figuren, überleg dir ihre Eigenschaften, Hobbys und ihre Vorgeschichte. Jetzt kannst du anfangen, die Geschichte ausführlich zu schreiben. Dabei ist mir wichtig, lebendig zu schreiben, mit viel Dialog und Konflikten. Das macht die Geschichte spannend!
Im wirklichen Leben möchten wir Konflikte eigentlich immer vermeiden. Doch eine Geschichte, von der wir später noch erzählen, war eine schwierige Situation, die wir gemeistert haben. Das ist die Geschichte, die ohne den Konflikt nicht entstanden wäre. Es ist besser, man wirft den Helden Steine in den Weg. Dann wird es spannend.
Mina: Das heißt, Sie wissen immer schon viel mehr über Ihre Figuren, als in den Büchern steht?
Katja: Ja, natürlich! Ich bin euch schon einige Geschichten voraus. Die neue Reihe Windwalkers startet im Juni 2025. Als Leseprobe könnt ihr die ersten Kapitel im neuen Seawalkers-Band finden, der im Januar erscheint. So könnt ihr schon mal sehen, ob euch die Windwalkers gefallen. Es findet ein Schüleraustausch statt, durch den ihr einige Figuren aus den Windwalkers-Büchern kennenlernen werdet.
Mina: In den neuen Projekten beschäftigen Sie sich wieder mit Umweltschutz-Themen? 
Katja: In Windwalkers wird der Arten- und Klimaschutz ein großes Thema sein, und auch Wasserknappheit in Kalifornien spielt eine Rolle – natürlich alles verpackt in spannende Geschichten.
Mina: Würden Sie einen Woodwalkers-Schreibworkshop geben?
Katja: Ja, klar! Ich mache ab und zu Workshops, aber durch den Film bekomme ich gerade viele Anfragen und Mails und muss meine Zeit gut einteilen, um selbst zum Schreiben zu kommen. Denn es warten ja die nächsten Bände von einigen Reihen.
Mina: Vielen Dank für das Interview! Es war ein tolles Gespräch mit Ihnen.
Katja: Sehr gerne. Es hat mir viel Freude bereitet. Jetzt lass uns den Kinofilm anschauen!

Hier geht's zur Website von Katja Brandis: www.katja-brandis.de

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