Große grüne Sprechblase, in der Personal Story geschrieben steht

Text: Johanna Fuchs
Lesezeit: 4 Minuten

Personal Story

Ich war 2016 acht Jahre alt, als sich meine Familie Hühner anschaffte. Drei wunderschöne Hennen: Molly, Tilda und Prillan. Etwa ein Jahr später kauften sich Freunde von uns (u.a. Johanna Pille) auch drei Hühner, weshalb Johanna und ich zusammen mit einer gemeinsamen weiteren Freundin, Anneli Willam, anfingen uns über Hühner und Hühnerhaltung zu informieren (seitdem habe ich nur noch ein einziges Mal Huhn gegessen) und, in der Vorstellung die Welt zu verändern, 2018 den sogenannten „Hühnerfanclub“ gründeten.

Rückblickend empfinde ich eine Mischung aus Scham und Stolz, denn wir waren alle um die zehn Jahre alt und verteilten innerhalb eines halben Jahres Einladungen an sämtliche Leute in unserem Umfeld, von denen sich etwa 40 (inklusive unserer Familien, die allein schon 14 Personen waren) fanden, die tatsächlich unsere Anmeldung ausfüllten. Die Anmeldung rief dann dazu auf nur noch Bioeier und Biofleisch zu essen bzw. sich am besten „hühnerfleischlos“ zu ernähren, außerdem forderten wir einen Mitgliedsbeitrag von 3€, für den es im Gegenzug ein „Überraschungspäckchen“ gab, das ein Ei unserer eigenen Hühner und Süßigkeiten (wir waren halt doch erst zehn) enthielt.

Kurz darauf fand dann ganz stolz unser erstes Treffen statt, das wir Wochen vorher angefangen hatten zu planen. Die Teilnehmer wurden von uns in drei Gruppen aufgeteilt, denen wir nacheinander eine Präsentation hielten, die Hühner und den Hühnerstall zeigten und weitere Informationen zum Thema Hühner erklärten. Der Tag war, dafür, dass er von drei inzwischen Elfjährigen organisiert worden war, durchaus erfolgreich. Außerdem hatten wir auch ganz schön Spenden gesammelt, die wir schlussendlich an eine gemeinnützige Organisation weiterspendeten.

Der Tag war, dafür, dass er von drei inzwischen Elfjährigen organisiert worden war, durchaus erfolgreich. Außerdem hatten wir auch ganz schön Spenden gesammelt, die wir schlussendlich an eine gemeinnützige Organisation weiterspendeten.

Bis Anfang des nächsten Jahres hatten wir ein Logo mit der Hilfe einer professionellen Logodesignerin gestaltet und einen ganzen Infoflyer geschrieben. Beide schafften es allerdings nicht mehr an die „Öffentlichkeit“, weil sich der Club mit der Zeit aufgelöst hatte.

Einige Zeit später, am 12.09.2019 (ich war 12 Jahre alt), war ich nachmittags bei Johanna zu Besuch und wir beschlossen spontan eine Fridays for Future Gruppe in unserem Wohnort Hilpoltstein zu gründen. Wir registrierten uns also auf der Website und informierten am nächsten Tag Anneli über die Neuigkeiten. Über das restliche Jahr verteilt gewannen wir neue Mitglieder und verbündeten uns mit der Rother Ortsgruppe, sodass wir als eine Gruppe von insgesamt sechs Leuten eine Demonstration in Roth für den 13.03.2020 planten. Freitag der 13., der Tag an dem der erste Corona-Lockdown verkündet wurde und wir, anstatt nachmittags nach Roth zu unserer Demo zu fahren, nach Hause geschickt wurden. Vier Monate später, der erste Lockdown war gerade vorbei, organisierten wir mit dem LBV eine Plakataktion und riefen unseren Instagram-Account (@fffhiproth) ins Leben. Über den Sommer verteilt folgten weitere Plakat- und Straßenmalkreideaktionen. Am 20. November desselben Jahres fand dann endlich unsere erste richtige Demonstration statt, mit der wir unsere wöchentlichen „Altstadtringdemos“ von 16 bis 18 Uhr starteten.

Johanna Fuchs mit FFP2-Maske hält ein Schild mit Aufschrift Taten statt Worte

Den Winter 2020/2021 standen wir, soweit es der Lockdown zuließ, an der Straße und hielten den Autofahrern unsere Plakate entgegen. Bei dieser Gelegenheit ein großes Danke an unsere Eltern, die sich mit einer Handvoll Dreizehnjähriger an die Straße stellten! Parallel gestalteten wir einen Adventskalender auf Instagram inklusive informativer Reden und Nachhaltigkeitstipps, und Johanna schrieb ihren ersten eigenen Poetry-Slam. Inzwischen waren durch Presse und soziale Medien die Leute auf uns aufmerksam geworden und so erhielten wir im April 2021 von den Radfreunden unserer Stadt eine Spende im Wert von mehreren hundert Euro und selbstgedruckte T-Shirts mit unserem Slogan „Du kannst auch Fahrrad fahren!“. Ich sehe noch heute immer wieder Leute mit diesem T-Shirt durch die Gegend laufen. Im Laufe des Winters und Frühlings 2021 fanden weitere kleinere Demos in Hilpoltstein und Roth statt und die Skype-Calls unseres Orgateams wurden zur wöchentlichen Routine.

Am 16. Juli fand dann endlich unsere erste große Demonstration statt, eine Fahrraddemo in Hilpoltstein, an der mehr als 100 Leute teilnahmen, für unsere Verhältnisse unfassbar viele! Bis Ende 2021 fanden dann noch weitere verschiedene Aktionen statt.

Am 25. März 2022, ich war inzwischen 15, nahmen wir dann am globalen Klimastreiktag teil und organisierten eine Kundgebung und Demonstration in Roth, bei der wir durch die Stadt liefen, verschiedene Leute Reden hielten, Johanna ihren zweiten Poetry-Slam vortrug und eine neugewonnene Freundin eine unglaublich gute Rede hielt. Das war die letzte Fridays for Future Aktion an der ich teilnahm, denn im Laufe der Zeit hatte die Frustration begonnen und die Erkenntnis, dass man die Welt halt doch nicht retten kann, auch wenn man noch so sehr will.

Stattdessen hatte ich seit dem Schuljahr 2021/2022 angefangen meine Energie in den Umweltausschuss meiner Schule zu stecken und dort mit denselben Leuten (Johanna sowie ein paar weiteren Freunden und Lehrern) Projekte zu organisieren. Wir sorgten also dafür, dass die Schule den Müll ordentlich trennte und gestalteten einen „Pflanzwettbewerb“ für die Sechstklässler, um ihnen das Thema Artenvielfalt näher zu bringen. Zu Beginn des Schuljahres 2022/2023 stiegen Johanna und ich dann aus Fridays for Future aus und starteten stattdessen mit der Umweltgruppe des Gymnasiums Hilpoltstein das Pfandsystem „reHIP“ (_re_hip auf Instagram bzw. rehip.de). Wir bekamen Mehrwegschüsseln gesponsert, gestalteten Flyer und Plakate, sprachen mit sämtlichen Hilpoltsteiner Restaurants und im März 2023 war es endlich soweit: die Umweltgruppe verteilte die „reHIP-Bowls“.

Schüler und Schülerinnen der Oberstufe sitzen mit ihrer Lehrerin auf einer Treppe und präsentieren Stolz Flyer und Behälter des Projekts reHip

Jetzt bin ich in der elften Klasse und werde in einem Monat 17. Im Moment sind wir dabei neue Flyer und Plakate zu drucken, das Schüsselangebot zu erweitern und Verbesserungen am Projekt vorzunehmen. Wenn ich über meine Vergangenheit mit dem Thema Umweltschutz nachdenke, komme ich mir häufig lächerlich vor, aber wenn ich jetzt auf diesen Artikel schaue, stelle ich fest, dass wir ganz schön viel erreicht haben.

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