Text: Uta Pille
Bilder: Katharina Pille
Lesezeit: 2 Minuten
Ganz nah bei mir, d.h. eigentlich 38km entfernt, liegt das Wattenmeer, eingeschmiegt in die südöstliche Nordsee vor den Niederlanden, der Deutschen Bucht und der Dänischen Küste. Es ist Weltnaturerbe, fast 15.000km² groß und weist ein riesengroßes Vogelaufkommen auf.
Verschiedene Möwen an der winterlichen Nordsee auf der Suche nach Futter auf den Weiden
Eine der interessantesten Ausbuchtungen der Nordsee ist der Jadebusen, eine Meeresbucht von fast 200 km². Er kann traumhaft schön sein und voller Wattenmeer, abwechslungsreich, überraschend, überwältigend. Zweimal am Tage ändert sich der Anblick:
Eine Lachmöwe sucht im Watt nach kleinen Krebsen
Das Wasser kommt, das Wasser geht, zügig, unaufhaltsam. Bei Ebbe hinterlässt es große dunkle Flächen, glänzend, den Himmel reflektierend, das Gold des Sonnenuntergangs ausschüttend. Schon die Expressionisten entwickelten hier ihre Schaffenskraft für eine neue Kunst, die aufrüttelnd anders sein sollte. Die vom Jadebusen angezogenen Touristen beklagen oft, zweimal am Tage kein oder nur wenig Wasser zu sehen. Aber gerade das bewirkt die ökologische Bedeutsamkeit.
Junge Mauersegler im Spätsommer auf der Jagd
Hier ist Europas größtes Vogelaufkommen. Einige sind Brutvögel, andere Rastvögel und die Wintervögel, die hier bleiben. Wie der Name sagt, brüten die einen ausschließlich, ziehen ihre Brut noch auf und verlassen zum Teil die Gegend wieder, während die Rastvögel, zur Hälfte abgemagert, nach unglaublicher Leistung endlich ihr reichhaltiges Futterangebot gefunden haben.
Vier der vielen Schwäne auf Öland tauchen gleichzeitig nach Fressen
Manche, in den Eiswüsten ihrer Brutgebiete gestartet, sind 10 Tage 4000km nonstop geflogen, sind auf die Hälfte ihres Körpergewichtes abgemagert und benötigen nichts mehr als Fressen. Und gerade das bietet ihnen das Wattenmeer in reicher Fülle. Je nachdem fressen sie nun die weichen Wattwürmer oder die harten Schalen der Krebse und Muscheln. Am Schnabel kann man die Nahrungsart erkennen und ist nicht wenig überrascht, dass die Hartschalenfresser alles heil herunterschlucken und ihrem starken muskulösen Magen die Arbeit des Zerkleinerns überlassen. Und dann dauert es nur zwei bis drei Wochen, bis sie ihr Ursprungsgewicht wieder erreicht haben.
Ein Storch putzt sich am späten Nachmittag auf dem Kirchendach
Dann verlassen sie uns für eine ähnlich weite Strecke bis an die Westküste Afrikas. So ist unser Wattenmeer eine Drehscheibe der Zugvögel. Bei steigendem Meeresspiegel ist die Nahrungssuche der Vögel erfolglos.
Ein Seeadler fliegt mit gefangenem Fisch zurück zu seinem Nest
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