Neun Teilnehmer der Tagfalterreihe, ausgestattet mit Hüten, Mützen, Kameras und großen Insektenkeschern

Text: Stefan Kreitmeier, Aron Hengelein
Bilder: Stefan Kreitmeier, Aron Hengelein, Johanna Funk, Mario Harzheim

Lesezeit: 1 Minute

Tagfalter Exkursionsreihe 2023 der LBV-Hochschulgruppen Freising & München mit dem Ökologen Mario Harzheim

Tagfalter weisen nicht nur eine reiche Formen- und Farbvielfalt auf, sondern übernehmen auch wichtige Leistungen wie das Bestäuben von Pflanzen. Da sie auf Umweltveränderungen empfindlich reagieren, stellen sie wichtige Bioindikatoren dar. Für den Naturschutz sind sie damit eine relevante Artengruppe.

Um in Zeiten schwindender Artenkenntnis jungen Studierenden vertiefte Artenkenntnis in dieser vielfältigen Artengruppe beizubringen, haben die beiden LBV-Hochschulgruppen Freising und München gemeinsam mit dem Ökologen Mario Harzheim im Jahr 2023 eine Tagfalter-Exkursionsreihe durchgeführt. Das Ziel der Exkursionen war es, unterschiedliche Arten in ihren jeweiligen Lebensräumen kennenzulernen. Zu Zwecken der Bestimmung durften die Tagfalter vorübergehend auch gefangen werden.

Eine blühende Wiese umrandet von Nadelbäumen

Bevor es losging, wurden im Frühjahr zwei Einführungsveranstaltungen durchgeführt. Der erste Teil behandelte die Systematik der Tagfalter und ihre allgemeine Biologie, zudem wurde ein Überblick über heimische Ritter- und Edelfalter gegeben. Der zweite Teil beschäftigte sich mit den heimischen Dickkopffaltern, Weißlingen, Würfelfaltern und Bläulingen sowie dem Schutz und der Gefährdung der Artengruppe.

Nahaufnahme eines mittleren Perlmuttfalters mit leuchtendem orangenem Muster

Die erste Exkursion fand im Mai statt und führte uns in die Wälder bei Oberschleißheim. Auf den Waldlichtungen fanden sich Arten wie Gelbwürfeliger Dickkopffalter (Carterocephalus palaemon) und Silberfleck- sowie Braunfleckiger Perlmutterfalter (Boloria euphrosyne bzw. Boloria selene). Spannend war es, die Eiablageplätze und Fraßverhalten dieser und weiterer Arten wie zum Beispiel Veilchen (Viola species) für die Gattungen Argynnis und Boloria sowie die Reaktion der Arten auf Eingriffe kennenzulernen.

Mittlere Perlmuttfalter mit wesentlich helleren, fast schon weißen Flügeln mit orangenen Sprenklern

Anfang Juni besuchten wir die Fröttmaninger Heide. Hier trafen wir typische Vertreter dieses Lebensraums wie Idas-Bläuling (Plebejus idas) und Himmelblauer Bläuling (Lysandra bellargus) sowie Dickkopffalter wie Kleiner Würfel-Dickkopffalter (Pyrgus malvae). Auch hier lernten wir Wissenswertes über die Ökologie der Arten, wie den Bedarf an Schmetterlingsblütlern als Raupenfutterpflanzen bei den genannten Bläulings-Arten. Unser Ökologe erklärte uns Wissenswertes zu Ausgleichsmaßnahmen und Referenzflächen, sowie zur Problematik der Vergrasung der Flächen aufgrund der Schafbeweidung. Auf unserem Weg konnten wir spontan auch die Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera) und vereinzelte Libellenarten bewundern.

Sechs Teilnehmende mit Kescher in Aktion

Einen gänzlich anderen Lebensraum bildete die Exkursion zum Kirchseemoor im Juni ab. Aufgrund der diesjährigen Witterungsbedingungen flogen Zielarten wie der Hochmoor-Bläuling (Agriades optilete) und der Natterwurz-Perlmutterfalter (Boloria titania) noch nicht. Jedoch fanden sich auf den extensiv bewirtschafteten Wiesen und den Hochmoorflächen Arten wie unter anderem Wegerich- (Melitaea cinxia) und Wachtelweizen-Scheckenfalter (Melitaea athalia) sowie Braunfleckiger Perlmutterfalter (Boloria selene) und Randring-Perlmuttfalter (Boloria eunomia). Diese weisen morphologisch ein ähnliches Aussehen auf, die Teilnehmenden erlangten nach einiger Zeit des Bestimmens aber immer mehr Sicherheit im Unterscheiden dieser Spezies. Auch hier erhielten wir viele Informationen zu Ökologie und Schutz der Arten sowie auch zu deren Besonderheiten, zum Beispiel der zwei ökologischen Formen des Skabiosen-Scheckenfalters (Euphydryas aurinia).

Naturbelassene Wiese mit Gestrüpp, Dickicht und blühenden Wildblumen

Anfang Juli kehrten wir in die Wälder Oberschleißheims zurück, um auch die spät fliegenden Tagfalterarten kennenzulernen. Besonderheiten dieses Gebiets sind Gelbringfalter (Lopinga achine) und Brauner Eichen-Zipfelfalter (Satyrium ilicis), wovon aufgrund der kühlen Temperaturen nur der Gelbringfalter aufzufinden war. Diese stark gefährdete Art kommt im Flachland Bayerns nur an wenigen Orten vor und benötigt frische bis feuchte, gleichzeitig lichte Wälder als Lebensraum. Hinzu kamen noch einige häufigere Arten wie das Weißbindige Wiesenvögelchen (Coenonympha arcania) sowie eine markante Raupe, die sich als Kleines Nachtpfauenauge (Saturnia pavonia), ein Nachtfalter, entpuppte.

Ein rostrotes Exemplar der Boloria Euphrosyne im CloseUp

Die abschließende Exkursion führte uns auf eine Alm in Bayrischzell. Die Highlights der Tagfalter waren hier Mittlerer Perlmutterfalter (Fabriciana niobe), Wundklee-Bläuling (Polyommatus dorylas) und Thymian-Ameisenbläuling (Phengaris arion). Ersterer war früher auch außerhalb der Alpen weit verbreitet, hat sich in Bayern aber aufgrund des Rückgangs großflächigen, mageren Grünlands weitgehend in die Alpen zurückgezogen.

Ein Idas-Bläuling sitzt kopfüber auf einem Grashalm

Das Feedback zur Exkursionsreihe war sehr positiv, viele Teilnehmende schätzten es sehr, Tagfalter in unterschiedlichen Lebensräumen kennenzulernen. Durch das Bestimmen im Feld konnte die Artenkenntnis ausgebaut und das Bewusstsein für Gefährdung und Schutz der Tagfalter gefördert werden. Sehr gelungen war auch die Zusammenarbeit zwischen den beiden Hochschulgruppen. Einen großen Dank an unseren Ökologen Mario Harzheim & Kristin Szydlik von der LBV-Hochschulgruppe für die Planung und fachkundige Durchführung der Exkursionen sowie an die Regierung von Oberbayern für die Möglichkeit, besondere Arten in ihren Lebensräumen erfassen zu können. Wir freuen uns sehr auf weitere gemeinsame Unternehmungen!

Grüner Zipfelfalter mit seinen charakteristischen knallgrünen Flügeln

Eine Auswahl unserer Beobachtungen könnt ihr auch hier einsehen:

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